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Rubrik: Sonstiges

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Sonstiges

Maritimes Flair mitten in Westfalen: Der Botanische Garten Rombergpark hat nun eine Dünenlandschaft

Eröffnung der Dünenlandschaft mit Dr. Patrick Knopf (li, Direktor des Botanischen Gartens Rombergpark), Stadträtin Birgit Zoerner (re) und Dirk Holtermann (vorne rechts, Vorstand der Dr. Gustav Bauckloh Stiftung). Foto: Katharina Kavermann, Stadt Dortmund

Maritimes Flair mitten in Westfalen: Der Botanische Garten Rombergpark hat nun eine Dünenlandschaft

Dortmund ist um eine neue Attraktion reicher: Heute (Donnerstag) eröffnet die größte künstliche Dünenlandschaft in einem Botanischen Garten. Fast 2500 qm Fläche wurden von den Auszubildenden des Geschäftsbereiches Parkanlagen in eine naturnahe Küstenlandschaft verwandelt. In vier Monaten Bauzeit haben sie tausende Tonnen Material bewegt und verbaut. Sand, Felsen und Muscheln sorgen für ein maritimes Flair – genauso wie ein Boot und Steganlagen.

Zur Eröffnung pflanzte Stadträtin Birgit Zoerner mit Auszubildenden und Vertretern der Dr. Gustav Bauckloh-Stiftung die ersten Strandgräser. Die Bepflanzung ist wichtig, damit die Gesamtanlage im nächsten Frühling grünt, blüht und auch mechanisch stabilisiert ist. Über 100 seltene Pflanzen, teils Arten von der Roten Liste, werden in Zukunft dort wachsen. Tiere, die auf sandige Böden angewiesen sind, werden ihnen vermutlich folgen.

Dünen – ein labiler Küstenschutz

Natürliche Dünen und die Landschaften, die sie bilden sind ein natürlicher, aber auch labiler Küstenschutz und stehen in Deutschland unter Naturschutz. Da die aus Sand bestehenden Dünen nur durch Pflanzen wie Strandhafer und -roggen vor Erosion durch Wind und Wellen geschützt sind, ist das Betreten aller Dünen gesetzlich streng untersagt. In den verschiedenen Dünenformen sind zahlreiche Tier- und Pflanzenarten heimisch. Viele stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten und bedürfen strenger Schutzmaßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität.

Künstliche Küstendünen dienen dagegen der Landgewinnung. Dieses Verfahren wird oft an der deutschen Nordseeküste und in den Niederlanden praktiziert. Dabei steht aber nicht der Schutz der Biodiversität im Vordergrund, sondern die Abgewinnung von Bau-, Nutz und Agrarflächen. Die neue Dünenlandschaft im Botanischen Garten Rombergpark ist zwar künstlich, soll aber eine natürliche Dünenlandschaft darstellen. Die Dr. Gustav Bauckloh Stiftung hat die Anlage finanziell unterstützt.

Dünenlandschaft schafft neue Eingangssituation

Mit zirka 135 Metern Nord-Südausdehnung und bis zu 20 Metern Breite ist es die größte Dünenanlage, die in einem Botanischen Garten gezeigt wird. Gleichzeitig bildet die Dünenlandschaft eine neue Eingangssituation vom Parkplatz zu den Schaugärten und den Bildungseinrichtungen im Botanischen Garten. Etwa 1500 Tonnen weißer, gewaschener Feinsand wurden dazu eingebaut. Diese bedecken den Unterbau der Einzeldünen, für welche zirka 3500 Tonnen Material bewegt wurden.

Bis zu fünf Meter hoch sind die höchsten Bereiche der so genannten Weißdüne. Zahlreiche nordische Findlinge flankieren die Wege, welche sich mit dem Wegesystem der benachbarten Moor-Heidelandschaft verbinden. Von faustgroß bis zu 5,3 Tonnen schwer sind diese rundlichen Felsen. Der Wegebelag besteht aus annähernd sieben Tonnen Muschelschalen – auch dies dient dem maritimen Flair. Genauso wie das fast sieben Meter lange Boot „Blue Berry“. Holzfässer und dicke Schiffstaue lassen den Besucher vergessen, dass man sich mitten im östlichen Ruhrgebiet befindet.

Upcycling statt Tropenholz

Die Steganlagen in der Dünenlandschaft bestehen nicht, wie sonst oft üblich, aus Tropenholz, sondern aus wiederverwertetem Müll aus der Gelben Tonne. Im Strangpressverfahren wurden daraus holzähnliche Profile für die Flachstege hergestellt. Damit wird dem Gedanken des „Upcycling“ Rechnung getragen.

Die gesamte Anlage ist ab heute für die Öffentlichkeit freigegeben. Stadträtin Birgit Zoerner, Dezernentin für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Sport und Freizeit, hat mit den Auszubildenden der Sport- und Freizeitbetriebe und den Vertretern der Dr. Gustav Bauckloh-Stiftung die ersten Strandhafer und Strandroggen gepflanzt. Später sollen über 100 verschiedene Pflanzenarten in der Dünenlandschaft wachsen. Sie sind maßgeblich für die mechanische Stabilisierung des Sandes. Erst danach werden im Laufe des nächsten Jahres immer mehr andere Arten dazu gepflanzt und angesät. In naher Zukunft werden außerdem Informationstafeln aufgestellt.

Salzwiese, Weißdüne, Graudüne

Gegliedert ist die Gesamtanlage in Vor- bzw. Primärdüne, Salzwiese, Weißdüne, Graudüne und Braundüne mit Feuchtsenke sowie dem Küstenwald. Die Vordüne ist mit nur einigen Meersenf-Pflanzen fast vegetationsfrei, während die Salzwiesen regelmäßig unter dem Einfluss von Salzwasser und Schlickeintrag stehen. Dort wachsen der berühmte Queller, Strandflieder und Stranddreizack. Daran anschließend entwickelt sich die Weißdüne. Sie ist die höchste aller Dünenformen und meist mit Strandhafer und -roggen bewachsen. Regelmäßig eingewehter Flugsand sorgt dafür, dass diese Dünen immer „weiß“ erscheinen – darum der Name.

An die Weißdüne schließt sich die artenreiche, aber nährstoff- und kalkarme Graudüne an. „Grau“ deshalb, weil der Flugsandeintrag fehlt und der Sand durch die geringe Humusbildung gräulich erscheint. Die noch flacheren Braundünen haben schon eine Humusdecke und wirken dadurch braun. Da der Boden sehr sauer ist, wachsen dort verschiedene Heidegewächse wie Krähenbeere und Besenheide. In den Senken der
Braundünen kann sich Wasser anstauen und theoretisch auch ein Hochmoor entwickeln. Das ist auch der Grund, warum so viele Moore in Norddeutschland angesiedelt sind. Auf trockenen Braundünen entwickeln sich sogenannte Dünenwälder mit Eiche, Vogelbeere, Holunder und anderen Sträuchern. Die Bäume sind aufgrund der Nährstoffarmut jedoch oft klein und gedrungen.