Rubrik: Kunst, Kultur & Musik

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Kunst, Kultur & Musik

Gemälde von August Macke angekauft - LWL-Museum sichert zentrales Werk des westfälischen Künstlers

Freuen sich über die Übergabe des Macke-Bildes: (v.l.) Dr. Georg Lunemann, Erster Landesrat LWL; Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin; Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW; Dr. Tanja Pirsig-Marshall, Kuratorin für die Moderne; Dr. Hermann Arnhold, Museumsdirektor; Matthias Lückertz, Vorsitzender der Freunde des LWL-Museums für Kunst und Kultur; Prof. Dr. Frank Druffner, stellv. Generalsekretär Kulturstiftung der Länder. Foto: LWL/Hanna Neander

Gemälde von August Macke angekauft - LWL-Museum sichert zentrales Werk des westfälischen Künstlers

Münster - August Mackes Gemälde "Farbige Formen I" befindet sich seit 1981 als Dauerleihgabe aus Privatbesitz im LWL-Museum für Kunst und Kultur. Nun konnte das Gemälde mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Freunde des Museums angekauft werden. Dem Kunstmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gelingt es damit, ein zentrales Werk des westfälischen Künstlers für seine Sammlung zu erhalten.

Nachdem 2015 das Gemälde "Frau des Künstlers mit Hut" erworben werden konnte, drohte der Abzug eines weiteren Gemäldes von August Macke (1887 - 1914), das seit Jahrzehnten als Dauerleihgabe die Sammlung des Museums anreichert. Das aus dem Jahr 1913 stammende Bild "Farbige Formen I" ist ein zentrales und wichtiges Werk im Macke-Raum, dem Herzstück der "Galerie der Moderne" des Hauses. Es ist gerade zurück aus New York gekommen, wo es in der Ausstellung "Franz Marc and August Macke: 1909 - 1914" in der Neuen Galerie zu sehen war.

Am Anfang dieses Raumes repräsentieren Bildnisse seiner Familie die wichtigsten Lebensabschnitte und Themen des Künstlers und geben die Geschichte seines kurzen Lebens wieder. Das einzigartige Wandbild "Paradies", die Gemeinschaftsarbeit von Macke und Franz Marc, sowie der "Sonnige Weg", das "Modegeschäft" und das Hafenbild "Tunis" sind dort ebenfalls zu sehen. "Neben ,Farbige Karos' von 1913 bereichert das Ölbild ,Farbige Formen I' diesen Raum um ein weiteres Beispiel für ein abstraktes Gemälde - eine Seltenheit in der kurzen Schaffensperiode des mit 27 Jahren verstorbenen westfälischen Malers. Die beiden Gemälde bilden deshalb in der Sammlung des LWL-Museums eine Einheit", freute sich LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

"Das Bild ist eines der wenigen abstrakten Gemälde von August Macke und ein zentrales Werk im Schaffen des Künstlers. Als Dauerleihgabe war es viele Jahre in der Sammlungspräsentation des Museums in Münster fest eingebunden. Deshalb ist es großartig, das Werk endgültig für Münster zu sichern", erklärte Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die Kulturstiftung der Länder sichere ein Schlüsselwerk des Künstlers für das Museum: "Dieses Gemälde Mackes steht beispielhaft für die Entwicklung der Kunst vom Expressionismus hin zur internationalen Formensprache der Abstraktion. Insofern gehört dieses wichtige Zeugnis der Kunstgeschichte hierher, in eine der größten Macke-Sammlungen", so Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.

"Ein Erwerb aus Privatbesitz, der sich schon seit 1981 als unverzichtbares Museumsstück bewährt hat, fügt sich hervorragend in das Förderprofil der Stiftung", erklärte Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Auch die Freunde des Museums förderten den Erwerb: "Wir freuen uns, das Museum bei dem Ankauf eines so bedeutenden Werkes von August Macke zu unterstützen. Denn der westfälische Maler ist eines der Markenzeichen des Museums", sagte der Vorsitzende, Matthias Lückertz.

"Farbige Formen I" ist eins von lediglich fünf abstrakten Gemälden im Werk des Künstlers. Es gilt als zentrales Beispiel der Auseinandersetzung des Deutschen mit dem Franzosen Robert Delaunay, den er 1912 in Paris traf und dessen Werk er 1913 in einer Ausstellung in Köln sehen konnte. Macke war beeindruckt von Delaunays Zerlegung des Lichts in reine Farben, Simultankontraste und die kubistische Zergliederung der Bildmotive. Mackes Bild ist harmonisch aufgeteilt in Kontraste, farbige Spannungen und Entspannungen. Mit der jeweiligen Nachbarfarbe gemischt, ergeben sich Abwandlungen unter anderem in Rotorange, Gelborange, Gelbgrün, Blaugrün, Blauviolett und Rotviolett.

Das abstrakte Gemälde, das in seiner Ausfertigung über den Charakter einer Studie hinausweist, markiert nicht nur in Mackes eigenem Werk, sondern auch in der Kunstgeschichte der expressionistischen Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" einen wichtigen Punkt. Der Streit um die Ausrichtung der deutschen und französischen Malerei der Zeit spiegelt sich unter anderem in der Diskussion um Farbe, Licht und Bildstruktur. Gerade diese Beschäftigung zeigt sich intensiv in den "Farbige Formen I" und deren begleitenden Skizzen und Aufzeichnungen, in denen Macke diese Aspekte intensiv diskutiert. Das Gemälde ist deshalb nicht nur im Werk Mackes, sondern auch für die Kunstgeschichte des deutschen Expressionismus und seine Verbindungen zur französischen Moderne bedeutend.