Rubrik: Energie & Umwelt

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
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Zu wenige Raubfische im Aasee - Neue Bewirtschaftungsstrategie

Der Aasee wird ab dem 12. April wieder befischt. Dies ist Teil einer neuen Bewirtschaftungsstrategie, mit der die Stadt einem erneuten Fischsterben vorbeugen möchte. Foto: Stadt Münster/Lutz Hirschmann

Zu wenige Raubfische im Aasee - Neue Bewirtschaftungsstrategie

Münster - Mit einer neuen Bewirtschaftungsstrategie für den Aasee will die Stadt Münster ein Fischsterben wie im Jahr 2018 verhindern. Im extrem trockenen und heißen Sommer waren damals im Aasee 20 Tonnen Fisch verendet, nur etwa 20 Prozent überlebten. Der Fischbestand hatte zuvor deutlich über einem ökologisch verträglichen Maß gelegen. Das soll zukünftig mit einer Fischbiomasse von maximal zehn Tonnen verhindert werden.

Um das zu erreichen, führt die Stadt gemeinsam mit professionellen Fischern, dem Verein für Fischerei und Gewässerschutz „Frühauf“ sowie dem Landesfischereiverband Westfalen und Lippe ab dem 12. April für zunächst zwei bis drei Wochen Reusenbefischungen im Aasee durch. Denn: Von einer Steuerung der Nahrungskette beziehungsweise dem Eingriff in den Fischbesatz versprechen sich Fachleute den größten Erfolg. Dazu zählen der Besatz mit dem Raubfisch Zander und ein bedarfsorientierter, professioneller Fang von Friedfischen. Ab 12. April werden ufernah im Aasee und in der Münsterschen Aa Großreusen eingebracht, um Weißfische schonend und lebend zu entnehmen und in anderen Gewässern des Angelvereins "Frühauf" Münster 1922 e.V. wieder auszusetzen. Raubfische, die in die Reusen gehen, werden direkt zurückgesetzt.  

Seit dem großen Fischsterben haben sich die Fische wegen des großen Nahrungsangebotes wieder massenhaft vermehrt. So ergab eine Netzbefischung im Oktober 2019 einen Bestand von bis zu sechs Tonnen. Für den Herbst 2021 sagen Gutachter einen Gesamtbestand von 14 bis 17 Tonnen voraus.

Aktuell leben im Aasee 14 Fischarten - vom Rotauge bis zum Flussbarsch. Ein Großteil ist überdurchschnittlich groß und gut genährt. Mit rund 13 Prozent ist der Anteil an Raubfischen zu gering, um die Population der Weißfische klein zu halten. Dieser Anteil soll auf bis zu 40 Prozent erhöht werden. Deshalb hat der Angelverein „Frühauf“ bereits seit 2018 mehr als 3000 junge Zander in den Aasee gesetzt. 

Hauptnahrungsquelle der Friedfische sind vor allem kleine Krebstiere (Zooplankton), die wiederum die Ausbreitung der Cyanobakterien (Blaualgen) eindämmen können. „In den trockenen, heißen, aber fischarmen Jahren 2019 und 2020 war gut zu beobachten, dass der geringe Bestand an Friedfischen zu einem erhöhten Anteil des Zooplanktons geführt hat und das ganze Jahr über nur wenige Blaualgen im See aufkamen“, berichtet Lutz Hirschmann, Gewässerökologe im Umweltamt der Stadt. „Man konnte zeitweise bis zu 1,90 Meter tief auf den Seegrund sehen.“ 

Weitere flankierende Maßnahmen im Rahmen der neuen Bewirtschaftungsstrategie erläutert Daniel Berger, Projektleiter im Amt für Mobilität und Tiefbau: „Der Lebensraum für Raubfische soll im Aasee weiter verbessert werden. Dazu gehören zum Beispiel die Anlage von speziellen Zander-Laichnestern sowie die naturnahe Umgestaltung der Ufer durch Schaffung weiterer Röhrichtzonen. Ein regelmäßiges Monitoring des Fischbestandes dokumentiert die weitere Entwicklung.“