Wetter Ruhrgebiet

 
Stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu, um die Wettervorhersage nutzen zu können.

Ruhrgebiet (NRW)

Fläche: 4.438,7 km² / Bevölkerung: 5.108.236
Webpräsenz:

Stadt Dortmund:
Stadt Essen:
Stadt Bochum:
Stadt Oberhausen:
Stadt Duisburg:
Stadt Gelsenkirchen:
Stadt Mülheim:

 

Rubrik: Gesundheit, Medizin & Ernährung

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Gesundheit, Medizin & Ernährung

Früh-Intervention Alkohol (FrIntA) - Ein Angebot der LWL-Klinik Dortmund

Das FrIntA-Team lädt alle Menschen ein, die Sorge haben, dass einzelne ihrer Lebensbereiche von Alkohol beeinflusst werden könnten: Oberärztin Julia Schuster, Sozialpädagogin und Suchttherapeutin Monika Münzberg, Psychologin Christine Stückemann (v.l., stehend), Psychologin Slavyana Boceva, Chefarzt Arne Lueg, Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin Maike Erdmann (v.l., sitzend) . Foto: LWLHerstell

Früh-Intervention Alkohol (FrIntA) - Ein Angebot der LWL-Klinik Dortmund

Dortmund - Etwas verändern, bevor es zu spät ist! Darum geht es bei FrIntA, der "Frühintervention Alkohol" - einem ambulanten Angebot der LWL-Klinik Dortmund, das sich an Menschen richtet, die immer mehr trinken, ohne das eigentlich zu wollen.

Viele Patientinnen und Patienten haben die Therapie, die es seit Anfang 2022 gibt, bereits erfolgreich durchlaufen.

Mit diesem Angebot möchte die Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Menschen ansprechen, die bemerken, dass ihr Alkoholkonsum problematisch zu werden scheint. "Es geht darum, etwas zu tun, bevor sprichwörtlich das Kind in den Brunnen gefallen ist", sagt Arne Lueg, Chefarzt der Abteilung Suchtmedizin der LWL-Klinik Dortmund. Eingeladen sind Männer und Frauen, bei denen keine ausgeprägte Alkoholsucht vorliegt, die aber selbst befürchten, dass sich eine solche entwickeln könnte. "Wenn die Betroffenen ein wie auch immer geartetes alkoholbezogenes Problem erkennen, dass sie zum Beispiel versuchen, ihre Sorgen im Alkohol zu 'ertränkenâ¿¿ oder wenn sie von Freunden oder Familienmitgliedern daraufhin angesprochen wurden, dass sie zu viel trinken, dann könnte es helfen, zu uns zu kommen", so Lueg. "Egal, welche Probleme der Alkohol aufwirft, wir unterstützen dabei, die ganz persönliche Situation besser einzuschätzen und ggf. am Verhalten Änderungen vorzunehmen.“

Die Behandlung erfolgt durch ein multiprofessionelles Team aus Ärzt:innen, Therapeut:innen und Sozialarbeiter:innen, sodass "alle Hebel in Bewegung gesetzt werden", um Erfolge zu erzielen. Je nach Profession, gehen die Ansprechpartner:innen besonders intensiv auf Möglichkeiten der Verhaltensänderung und Herangehensweisen im Alltag oder neue Sichtweisen und Deutungen gegenüber dem eigenen Leben ein. Die Teilnehmenden führen bspw. ein Trinktagebuch, lernen Strategien, um den Alkoholkonsum zu reduzieren, befassen sich mit ihrem individuellen Rückfallrisiko oder können (manchmal in Vergessenheit geratene) Ressourcen reaktivieren.

Eine interessante Erkenntnis für das Behandlungsteam ist, dass mehr Frauen als Männer das Angebot FrIntA in Anspruch nehmen. "Während sich in der stationären Entzugsbehandlung 80 Prozent Männer befinden, ist es bei FrIntA anders", sagt Arne Lueg. "Zur ambulanten FrIntA-Behandlung kommen sehr viele Patientinnen. Vielleicht gestehen sie sich ja frühzeitiger ein, dass sich ein handfestes Alkoholproblem entwickeln könnte, während Männer lange davor die Augen verschließen und dann erst kommen, wenn es zu spät für eine Frühintervention ist." Da das Programm Teil einer wissenschaftlichen Studie ist, wird auch dieser Aspekt noch genauer untersucht werden.

FrIntA erfreut sich natürlich auch deshalb großer Beliebtheit, weil die Patient:innen daran teilnehmen können, ohne sich vor Freunden und Bekannten als alkoholkrank "outen" zu müssen. Sie können als ambulante Patient:innen einmal wöchentlich zur Behandlung kommen und weitgehend so weiterleben wie bisher - nur eben mit wesentlich weniger oder sogar ganz ohne Alkohol.

Sechs ambulante Therapiestunden gehören zum Frühinterventionsprogramm. Suchttherapeutin Maike Erdmann nennt Warnzeichen, die darauf hindeuten, dass es sinnvoll wäre, daran teilzunehmen: "Wenn man sich selbst schon öfter Gedanken macht, ob man einen problematischen Alkoholkonsum hat, das könnte ein Zeichen sein. Ebenso, wenn man alkoholisiert Auto fährt und sich fragt, ob man langsam die Kontrolle über den Alkoholkonsum verliert."

Zu Maike Erdmanns Patientinnen gehörte auch Gina A. (68). Als sie kam, trank sie jeden Abend viel Wein. Ohne ihn könne sie nicht einschlafen, sagte die Patientin. "Durch die FrIntA-Gespräche wurde mir erstmal bewusst, wie sehr ich den Alkohol benutzt habe, um mich nach aufregenden und emotional sehr intensiven Tagen zu beruhigen und schlafen zu können", sagt sie. Da sie ein hilfsbereiter Mensch ist, hatte sie sich monatelang um gleich mehrere Bekannte gekümmert, die gesundheitlich angeschlagen waren, hat mit ihnen oder für sie eingekauft, Arztbesuche organisiert, ihnen im Haushalt geholfen. Außerdem engagierte sie sich ehrenamtlich in Unterkünften für Geflüchtete. Jetzt kümmert sie sich (zumindest ein wenig) mehr um sich selbst, gönnt sich etwas mehr Ruhe und "läuft nicht ständig auf Hochtouren", wie sie es ausdrückt. "Schon die Einsicht in mein riskantes Verhalten hat mir geholfen, den Schalter im Kopf umzulegen." Jetzt trinkt sie ab und zu ein Glas Wein oder eine Weinschorle. "Aber nicht mehr, um besser schlafen zu können", sagt Gina A.

Das Behandlungsangebot der LWL-Klinik Dortmund ist Teil einer Studie zu möglichen sog. Frühinterventionen in Einzel- oder Gruppentherapien. Die Therapie umfasst ein sechswöchiges Programm mit unterschiedlichen Therapiemodulen, basierend auf einer motivationsfördernden, kognitiven Verhaltenstherapie. Das Vorhaben, den Alkoholkonsum zu verändern oder sogar zu beenden, wird bestärkt. Drei Monate später folgt eine Abschlussbefragung. Begleitend gibt es ärztliche Untersuchungen. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse.

Interessenten können unter 0231 / 4503-2777 oder per Mail unter frinta@lwl.org Kontakt aufnehmen.

Die Abteilung Suchtmedizin der LWL-Klinik Dortmund bietet auch unterschiedliche stationäre Entzugsbehandlungen an sowie eine Alkohol-REHA, um im Alltag wieder gestärkt Fuß fassen zu können.  https://www.lwl-klinik-dortmund.de/de/fuer-patienten-angehoerige/die-klinik/medizinische-abteilungen/