Rubrik: Kunst, Kultur & Musik

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Kunst, Kultur & Musik

Geschlechtliche Ungleichheiten in der Kunstwelt - Sonderausstellung "Nudes" im LWL-Museum für Kunst und Kultur

Das Plakat der Guerilla Girls ist bis zum 14.4. in der Ausstellung "Nudes" im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zu sehen. Guerilla Girls, Müssen Frauen nackt sein, um ins Met. Museum zu gelangen? (Do Women have to be naked to get into the Met. Museum?) 1989, Tate. Purchased 2003 Foto und © Guerrilla Girls, courtesy guerrillagirls.com

Geschlechtliche Ungleichheiten in der Kunstwelt - Sonderausstellung "Nudes" im LWL-Museum für Kunst und Kultur

Münster (lwl). - Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zeigt bis zum 14. April 24 die Ausstellung "Nudes" in Kooperation mit der Galerie Tate, London. Die Sonderausstellung beleuchtet den historischen Akt, private und moderne Aktdarstellungen sowie surreale Körper und politisch aufgeladene und fragile Darstellungen des menschlichen Körpers. Dabei greift sie Themen wie den männlichen Blick auf den nackten weiblichen Körper und die Frage nach Geschlecht und Identität auf. Eines der Kunstwerke ist "Do Women Have to Be Naked To Get Into The Met. Museum?" ("Müssen Frauen nackt sein, um ins Met. Museum zu gelangen?“).

Es. handelt es sich um ein Kunstwerk der feministischen Künstlerinnengruppe Guerrilla Girls. Das Kollektiv besteht aus anonymen Aktivistinnen, die nach eigener Aussage "mit reißerischen Schlagzeilen, empörendem Bildmaterial und mörderischen Statistiken geschlechtsspezifische und ethnische Vorurteile und Korruption in Kunst, Film, Politik und Popkultur aufdecken“.

Die Künstlerinnen haben das Plakat für eine Ausstellung des "Public Art Fund" in New York entworfen. Es wurde jedoch von der Kunstorganisation abgelehnt. Daraufhin entschied sich das Kollektiv, das Werk auf New Yorker Busse zu plakatieren.

Auf dem Bild ist ein weiblicher Akt in einer klassischen, liegenden Position zu sehen. Der Akt ist eine Reproduktion der "Grande Odalisque" des Künstlers Jean-Auguste-Dominique Ingres von 1814. Die nackte Person trägt eine Gorilla-Maske, das Markenzeichen der Guerrilla Girls, mit dem die Gruppe ihre Identitäten schützt.

Das Plakat kritisiert die sexuelle Diskriminierung und den strukturellen Ausschluss von Frauen in der Kunstwelt am Beispiel des Metropolitan Museum of Art in New York City. Während dort im Jahr 1989 rund 85 Prozent der Aktdarstellungen Frauen abbilden, stammen weniger als fünf Prozent der Werke in der Abteilung für moderne Kunst von Künstlerinnen.

Auch heute beschäftigen sich die Guerrilla Girls noch mit diesem Ungleichgewicht. Es gibt zwei aktualisierte Poster, das Neueste von 2013, auf denen die prozentualen Anteile angeglichen wurden. Aktuell werden laut den Künstlerinnen zwar weniger weibliche Akte (76 Prozent) im Metropolitan Museum ausgestellt, jedoch stammen nun weniger als vier Prozent aller modernen Kunstwerke von Künstlerinnen. Die angepassten Poster sind auf der Website der Aktivistinnengruppe zu finden.

"Nudes" ist die dritte Ausstellung, die das Kunstmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Kooperation mit der "Tate" veranstaltet: "Henry Moore. Impuls für Europa." (2016/17) und der Publikumsmagnet "Turner: Horror and Delight" (2019/20) stehen für die erfolgreiche Zusammenarbeit. Die 90 Werke stammen unter anderem von Auguste Rodin, Francis Bacon, Zanele Muholi, Marlene Dumas, Pablo Picasso, Alice Neel, Tracey Emin und den Guerrilla Girls und werden mit Kunstwerken aus der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur von Edvard Munch, August Macke und anderen gezeigt.