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Rubrik: Sonstiges

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Sonstiges

Eine Herkules-Aufgabe für die Packprofis - LWL-Depots und ihre verborgenen Schätze

Die 700 Kilogramm schwere Herkules-Statue (im Hintergrund zu sehen) zu transportieren, war ein großer Kraftakt. Gemeinsam mit seinem Team hat Bereichsleiter Sven Jüttemeier ihn gemeistert. Foto: LWL/Gehrmann

Eine Herkules-Aufgabe für die Packprofis - LWL-Depots und ihre verborgenen Schätze

Dortmund - In Zeiten von Corona haben Museen, Galerien und andere Ausstellungen geschlossen. Zeit, um einzelne Schätze aus den Depots vorzustellen, die aus unterschiedlichen Gründen selten oder nie ausgestellt wurden. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) holt einige dieser Schätze ans Tageslicht und gibt Einblicke an Orte, die Besuchern sonst verborgen bleiben, zum Beispiel in das Depot des LWL-Industriemuseums Zeche Zollern in Dortmund.

Das LWL-Industriemuseum hat acht Standorte und weit über 250.000 Objekte: Die Sammlung in den sieben Depothallen des LWL-Industriemuseums reicht von Industriegemälden über Hausrat aus den Zechenwohnungen, Pferdegeschirren und Grubenlampen, bis hin zu Großexponaten wie technische Maschinen und Fahrzeugen. Und wer behält da den Überblick? Sven Jüttemeier. Er ist Bereichsleiter des Magazins im LWL-Industriemuseum in Dortmund und sorgt ge-meinsam mit seinem vierköpfigen Team dafür, dass im Hintergrund der Enstehung einer Ausstellung alles rund läuft. Die Ausstellungsmacher kommen dafür zuerst zu Jüttemeier ins Depot und schauen sich die in Frage kommenden Exponate genau an. Für alle Objekte, die in die Ausstellung dürfen, organisiert der Depotleiter dann den Transport - ob nur nach nebenan zu einem der anderen Industriestandorte oder auch zu fremden Leihnehmerinnen. Alles andere geht wieder zurück in die Holzkästen und Gitterkisten, in die Schubläden und Stahlregale.

Eines der spannendsten Objekte, die der Depot-Leiter bisher verstaut hat, ist eine über drei Meter große Herkules-Statue aus Gips. Sie zeigte das LWL-Indusriemuseum in der Henrichshütte Hattingen 2010 in einer Ausstellung über Helden im Ruhrrevier. "Ein historisches Zeitzeugnis ist die Statue zwar nicht, aber das Spannende für mich war eigentlich die unglaubliche Zusammenarbeit im Team, die den Transport erst möglich machte", erzählt Jüttemeier. Von der groben Skizze über die Erstellung eines Platzhalters bis hin zum tatsächlichen Transport der Herkules-Statue waren es viele kleine, aufwendige Schritte. "Ich weiß es sehr zu schätzen, dass wir in unserem Team so unterschiedliche Experten haben", sagt Jüttemeier. "Hier arbeiten Kollegen aus der Metallverarbeitung mit Kollegen aus der Holzverarbeitung zusammen - alle handwerklich sehr begabt. Jeder hatte bei dem 700 Kilogramm schweren Koloss eine Idee, mit der er letztlich zur Lösung beigetragen hat", so der Depot-Leiter.

Das vorsichtige Verpacken der marmorierten Gips-Statue war selbst für Jüttemeier eine Herausforderung. Der 53-Jährige ist Museums- und Ausstellungstechniker und hat das richtige Verpacken von Exponaten gelernt. Dazu gehört zum Beispiel auch die Schadensbegutachtung. "Das ist hier bei uns im Depot schon manchmal wie Weihnachten: Es kommen Kisten an, die vor 30 Jahren gepackt wurden - und keiner weiß, was drin ist", sagt er. Nach und nach sollen die Objekte aller Standorte des LWL-Industriemuseums nach Zollern, um dort zentral gelagert zu werden. Jüttemeiers Aufgabe ist es, diesen Objekten für weitere 100 Jahre ein Plätzchen zu schaffen. Platz schaffen musste er auch für die Herkules-Statue, die schon seit nunmehr zehn Jahren ein ganzes Regal einnimmt. Sie lagert waagerecht auf weißem Schaum, den Jüttemeier regelmäßig auf seine Beständigkeit kontrollieren muss. "Die empfindliche Oberfläche der Statue ist etwas Besonderes und darf auf keinen Fall beschädigt werden", so der Depot-Leiter.

Auch die Schädlingsprophylaxe spielt im Alltag eines Depot-Leiters eine wichtige Rolle. Ein spezielles Schleusensystem sorgt dafür, dass Holzwürmer, Motten und Speckkäfer keine Chance haben, in die Bestände zu gelangen. Außerdem macht ihnen der Computer das Leben schwer, indem er die Luftfeuchte und die Lichtverhältnisse zwischen den Regalen und Paletten entsprechend steuert.
Doch es gibt auch Unterschiede zwischen den sieben Depot-Hallen. "Wir lagern hier große Schiffsteile und historische Maschinen, die einst in Fabrikhallen standen", so Jüttemeier. "Dass die unter anderen Raum- und Lagerungsbedingungen gelagert werden als zum Beispiel unsere empfindlichen Textil-Vereinsfahnen, ist klar. Und dass sich die Motten eher für letzteres interessieren, ist auch klar."

Im Frühjahr und Herbst tauscht Jüttemeier seinen Bürostuhl gegen den Beifahrersitz des Museumstransporters, denn das ist immer die Zeit kurz vor Ausstellungsbeginn. Dann geht es für ihn und seinen Kollegen quer durch Deutschland bzw. Europa: zum Beispiel um für die Sonderausstellung "Alles nur geklaut" Originalkleidungsstücke von Mata Hari aus dem niederländischen Leeuwarden abzuholen oder um für die Glashütte Gernheim Glas nach Italien, in die Schweiz oder nach Finnland zu bringen. Die Sicherheitsmaßnahmen haben bei solchen Fahrten mit wertvoller Ladung höchste Priorität, wie das auch beim Transport des Herkules der Fall war. Nach einem Tag Verpackungs-Challenge, einem Tag Transport nach Bochum und einem Tag Entpackung der Statue vor Ort hatte Jüttemeiers Team seine "Herkules-Aufgabe" bewältigt, erinnert sich der Depot-Leiter noch gut. "Wir haben super als Team kommuniziert und zusam-mengearbeitet und diesen Kraftakt letztlich durch unsere Gruppenstärke gut umgesetzt", sagt Jüttemeier und lächelt. "Ich glaube, es gibt keine bessere Lehre, die uns ein Herkules hätte mit auf den Weg geben können."