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Rubrik: Sonstiges

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Sonstiges

Hoher Besuch aus der Mongolei - Experten der medizinischen Pflege besuchen Sonderausstellung "Pest!"

Die mongolische Delegation informiert sich in der Sonderausstellung über die mittelalterlichen Pestüberträger in Europa. © LWL/André Burmann

Hoher Besuch aus der Mongolei - Experten der medizinischen Pflege besuchen Sonderausstellung "Pest!"

Herne - Auf Besucher aus der Mongolei trifft man im Museum für Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herne nicht alle Tage. Die Experten der medizinischen Pflege haben nicht ohne Grund den weiten Weg auf sich genommen. Mitten im Ruhrgebiet lernen sie deutsche Hygiene- und Rettungsdienststandards kennen. Auf dem Programm stand am Donnerstag (24.10.) mit der Sonderausstellung "Pest!" ein Thema, das in der Mongolei weniger in den Geschichtsbüchern als vielmehr in der Tagespresse zu finden ist.

"Noch heute sterben Menschen in der Mongolei an der Pest", erklärte Prof. Dr. med. h.c. Walter Popp, Arzt für Innere Medizin, Arbeitsmedizin, Hygiene sowie Leiter des mongolischen Notfallservice-Krankenhaus-Hygiene-Projekts (englisch "Mongolian Emergency Service Hospital Hygiene Projects", kurz MeshHp). Denn in der traditionellen mongolischen Medizin gelte Murmeltierfleisch als Heilmittel. "Murmeltiere sind allerdings Träger von Flöhen, die wiederum Pestbakterien beherbergen", so Popp. "Ihr Fleisch ist in der Mongolei noch heute vor allem auf dem Land eine Delikatesse, obwohl der Verzehr eigentlich verboten ist."

Dieses Verbot von Murmeltierfleisch macht eine Behandlung der Pest paradoxerweise zum Problem: "Eine Therapie ist durch Antibiotika leicht möglich. Erst ein Verschleppen der Seuche führt zum Tod", erklärt Popp. Aus Scham über den Gesetzesverstoß komme es aber immer wieder zu Todesfällen.

Die Aktualität des Themas in der Mongolei machte die Sonderausstellung "Pest!" im LWL-Archäologiemuseum auch für eine mongolische Delegation von Pflegedienstleitungen interessant. Diese nahmen im Rahmen eines Kooperationstreffens von Krankenhäusern in Ulaanbaatar mit Spezialisten der Feuerwehr Essen, des St. Anna Hospital Herne und des Dortmunder Kompetenznetzwerks für Hygiene in der Medizin an einer Führung teil.

"Methoden der aktuellen Seuchenabwehr und Hygiene sind auch Themen unserer großen Sonderausstellung "Pest!"", erklärte Dr. Michael Lagers, wissenschaftlicher Referent für Museumspädagogik im LWL-Archäologiemuseum. "Entsprechend freuen wir uns, dass wir das Fortbildungsprogramm der mongolischen Gäste ergänzen und beleben konnten."

Zu dem Kooperationsprojekt
2010 hat Popp gemeinsam mit der deutschen Botschaft in der Mongolei, dem Universitätsklinikum Essen und der Essener Feuerwehr das Projekt "MeshHp" ins Leben gerufen. Ziel ist es, nicht nur den Bereich Krankenhaushygiene, sondern auch die Notfallmedizin in der mongolischen Hauptstadt an westliche Standards anzugleichen. "Wir betreiben Hilfe zur Selbsthilfe und haben durch gegenseitige Besuche und Trainingsmaßnahmen über die Jahre hinweg viel bewirkt", so Popp.

Dazu zählt die Verbesserung der Händedesinfektion durch alkoholische Präparate ebenso wie die medizinische Ausbildung der Rettungssanitäter in der asiatischen Millionenstadt. "Knapp die Hälfte der mongolischen Gesamtbevölkerung lebt in Ulaanbaatar", erklärt Sebastian Leitner, Mitglied der "Analytischen Task Force NRW Biologie" der Feuerwehr Essen, deren Ausrüstung zur Seuchenabwehr das LWL-Archäologiemuseum in der Sonderausstellung "Pest!" zeigt. "Die mongolische Hauptstadt ist doppelt so groß wie das Saarland", so Leitner weiter. Vom einen Ende der Stadt bis zum anderen sei ein Rettungswagen schon mal mehrere Stunden unterwegs. "Deshalb ist die medizinische Ausbildung des Personals so wichtig."

Zur Sonderausstellung "Pest!"
Was ist die Pest? Welche Gegenmaßnahmen haben die Menschen früher ergriffen? Ist die Pest heute ausgerottet? Diese und weitere Fragen beantwortet die neue Sonderausstellung in einer Reise durch die Geschichte dieser Krankheit. Archäologische Funde sowie Objekte der Kunst- und Kulturgeschichte zeichnen den Weg der Pest von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Anschauliche Wachsmodelle und Medienstationen laden Besucher jeden Alters zum Entdecken ein. Die Ausstellung läuft bis zum 10. Mai 2020.