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Rubrik: Kunst, Kultur & Musik

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Kunst, Kultur & Musik

Ausstellungsaufbau für die Ausstellung "Alles nur geklaut?" geht in heiße Phase

Ankunft der Brennkammer einer V2-Rakete auf der Zeche Zollern. Foto: LWL/Hudemann

Ausstellungsaufbau für die Ausstellung "Alles nur geklaut?" geht in heiße Phase

Dortmund - In der letzten Woche trafen die Turbopumpe und die Brennkammer von V2-Raketen im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern ein. Sie sind Teile einer Waffe, die tausenden Menschen den Tod brachte und zugleich Vorstufe einer Technologie, die vor 50 Jahren die ersten Menschen auf den Mond katapultierte. Die Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg gehören zu den 370 Objekten der Ausstellung "Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens". Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert die Schau vom 23. März bis 13. Oktober in seinem Dortmunder Industriemuseum. Die Aufbauphase geht jetzt in die heiße Phase.

Die Objekte kamen gemeinsam mit Utensilien ehemaliger Häftlinge aus der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Thüringen. In dem Konzentrationslager in der Nähe von Nordhausen waren Häftlinge interniert, die als Zwangsarbeiter beim Ausbau und Betrieb der unterirdischen Rüstungsfabrik Mittelwerk eingesetzt wurden. Mindestens 12.000 von ihnen starben infolge der inhumanen Arbeits- und Lebensbedingungen. Die Vergeltungswaffe 2 (kurz: V2) gilt damit als einzige Waffe in der Geschichte, bei deren Herstellung mehr Menschen getötet wurden als bei deren Einsatz.

Aus konservatorischen Gründen wird die Pumpe seit mehr als 20 Jahren in einer mit Wasser gefüllten Spezialvitrine aufbewahrt und so auch in Dortmund ausgestellt. Das Becken ist mit sauerstoffarmem Wasser aus der unterirdischen Rüstungsfabrik gefüllt und so gegen Korrosion geschützt. Für den Transport von Nordhausen nach Dortmund waren Martin Kaufmann und Ulrich Feldhaus vom Restaurierungsatelier "Die Schmiede" in Duisburg zuständig. Beide waren 1997 - zu der Zeit noch in Castrop-Rauxel beheimatet - im Rahmen ihrer Diplomarbeit maßgeblich an der Bergung und Konservierung der Pumpe beteiligt.

Bergungstaucher hatten damals in einem vom Deutschen Technikmuseum geleiteten Projekt Raketenteile aus dem großen Stollensystem der ehemaligen Rüstungsfabrik geborgen. Große Teile der Stollen liefen mit Wasser voll, nachdem die Pumpen nach Kriegsende abgestellt worden waren. "Weil dieses Wasser aufgrund des besonderen Gesteins sehr wenig Sauerstoff enthält, hatten die Objekte die Jahrzehnte relativ unbeschadet überstanden", erzählt Restaurator Martin Kaufmann. Um diesen Zustand zu erhalten, pumpte die Feuerwehr seinerzeit Wasser aus der Stollenanlage in einen großen Container vor dem Eingang. Kaufmann: "So konnten wir die Pumpe über eine Transportbox in die Spezialvitrine umbetten, ohne sie mit Sauerstoff in Berührung zu bringen."

Hintergrund
In der Ausstellung werden Turbopumpe, Brennkammer und eine Raketenspitze übereinander präsentiert. Die Inszenierung steht im Mittelpunkt der Abteilung "Wissen wollen. Von Profit und Moral". Darin wird unter anderem die Geschichte von Wernher von Braun erzählt, Schlüsselfigur der deutschen und später der amerikanischen Raketentechnik. Braun war technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, des Hauptstützpunktes für die Waffe V2. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er ebenso wie ein großer Teil seines Teams in die USA gebracht - insgesamt 127 Wissenschaftler umfasste das German Rocket Team. Für die USA war das ein sprunghafter Gewinn an Wissen über Raketenantriebe als Basis für weitergehende Entwicklungen bis hin zum Mondflug. Filmsequenzen vom Start der Mondrakete Saturn V werden auf Fahnen projiziert, die über der Inszenierung hängen.

"Wernher von Braun stellt aufgrund seiner Biografie gleichsam die Inkarnation des Wissenstransfers dar. In seiner Person manifestiert sich der Traum vom Raketenantrieb, der sowohl für Nazi-Deutschland als auch für die USA einen immensen Reiz ausübte", erklärt Ausstellungsleiterin Anja Hoffmann vom LWL-Industriemuseum.

Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens
23.3. - 13.10.2019 | LWL-Industriemuseum Zeche Zollern, Dortmund
Die Ausstellung "Alles nur geklaut?" zeigt an Beispielen aus Geschichte und Gegenwart, wie Wissen geschaffen, geteilt und geschützt wird. Sie veranschaulicht damit die Entstehung der modernen Wissens- und Informationsgesellschaft. Auf 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche lernen Besucherinnen Götter, Erfinderinnen, Spione und Whistleblowerinnen kennen. 3D-Hologramme erwecken historische Personen zum Leben. Das Spektrum der Exponate reicht vom 4.000 Jahre alten Scheibenrad über eine BH-Minikamera und die Verschlüsselungsmaschine Enigma bis hin zur elektronischen Fußfessel. Abenteuer und Rätselspaß versprechen sechs Escape-Rooms in der Ausstellung. Kleine Gruppen müssen gemeinsam Aufgaben lösen, damit sich die Tür zur nächsten geheimen Kammer des Wissens öffnet. Auch im Sachverständigenlabor für Original und Nachahmung ist Mitmachen gefragt. Und wer will, kann Selfies in eine Cloud schicken, die über den Köpfen der Gäste schwebt. Objekte zum Anfassen, Hörstationen und ein barrierefreier Zugang machen die Schau für alle Menschen interessant.