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Rubrik: Sonstiges

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Sonstiges

Besser als ihr Ruf: Pflege-Vorurteile auf dem Prüfstand

Setzen sich für die Berufsorientierung junger Menschen ein: Studien- und Berufswahlkoordinatoren sowie Firmen- und Kammervertreter zu Gast beim St. Josef-Stift Sendenhorst.

Besser als ihr Ruf: Pflege-Vorurteile auf dem Prüfstand

Kreis Warendorf - Viele Schulabgänger wissen nicht, welchen Beruf sie ergreifen wollen – und viele Unternehmen sind ratlos, wie sie Ausbildungsplätze und freie Stellen besetzen sollen. Ein wichtiges Bindeglied zwischen beiden sind die Studien- und Berufswahlkoordinatoren (StuBos) an den Schulen, die die Jugendlichen bei der Berufswahl begleiten und Anregungen für Berufsfelder und Praktikumsplätze geben.

Im Rahmen der von der Kommunalen Koordinierungsstelle und den Schulaufsichten regelmäßig organisierten Arbeitskreise waren sowohl die 45 Studien- und Berufswahlkoordinatoren als auch Firmen- und Kammervertreter zu Gast beim St. Josef-Stift in Sendenhorst. Diskutiert wurden die beruflichen Perspektiven für Schülerinnen und Schüler im Bereich Kranken- und Altenpflege und welche Faktoren zu einer gelungenen Berufsfelderkundung – eintägige Praktika – beitragen.

Pflegedirektor Detlef Roggenkemper und Pflegenetz-Koordinator Markus Giesbers gaben interessante Einblicke in das Berufsfeld der Kranken- und Altenpflege. Erste berufliche Erfahrungen können die jungen Menschen bereits bei den Berufsfelderkundungen (BFE) auch in Betrieben sammeln. Um die BFE effektiv zu gestalten, tauschten sich dafür der Pflegenetz-Koordinator, die Betriebe Teutemacher aus Warendorf, GEBA aus Ennigerloh und die Kammervertreter mit Schulen, Schulaufsicht und Kommunaler Koordinierungsstelle in einer Podiumsdiskussion und in Workshops aus.

Der Nutzen von Praktika für Schülerinnen und Schüler und Betriebe wurde herausgestellt und die Attraktivität von Pflegeberufen wurde schnell klar. Denn: So manches Vorurteil bestätigte sich nicht.

Stimmt das? Pflegende verdienen viel zu wenig… „Hätten Sie gewusst, dass Auszubildende in der Kranken- und Altenpflege mehr verdienen als ein Bankkaufmann- oder Elektriker-Azubi?“, verblüffte Pflegedirektor Detlef Roggenkemper seine Zuhörer mit einem interessanten Gehaltsvergleich. Selbst nach vier Berufsjahren liegen Kranken- und Altenpfleger mit ihren monatlichen Zuschlägen über den Bezügen eines Bankkaufmanns oder Elektrikers – vorausgesetzt, es wird in der Pflege nach Tarif bezahlt. Die gute Nachricht: „Im Kreis Warendorf gibt es überwiegend kirchliche und gemeinnützige Träger, die ihre Mitarbeiter entsprechend nach Tarif bezahlen.“

Auch das Vorurteil der frustrierten Berufsaussteiger konnte Roggenkemper zumindest für das St. Josef-Stift nicht bestätigen. In der Sendenhorster Fachklinik und den vier zugehörigen Altenheimen sind die Pflegenden im Schnitt 43,5 Jahre alt und halten ihrem Dienstgeber durchschnittlich bereits seit 14,5 Jahren die Treue. „Pro Jahr haben wir ein bis zwei Kündigungen in der Krankenpflege des St. Josef-Stifts, meistens aus privaten Gründen, die mit einem Ortswechsel verbunden sind.“
Und auch die Mär von den angeblich fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten in der Pflege widerlegte er: Von den 383 Kinder-, Alten- und Krankenpflegenden im Stift bekleidet fast jeder Dritte eine Funktion mit höherer Vergütung. Dazu gehören Aufgaben in der Intensiv-, OP- und Anästhesiepflege, Stations-, Wohnbereichs-, Haus- und Pflegedienstleitung, als Hygienefachkraft sowie Aufgaben im Qualitätsmanagement. Die Pflege ist traditionell ein Beruf, den mehr Frauen als Männer ergreifen. Im St. Josef-Stift liegt der Frauenanteil in der Pflege bei 80 Prozent. „Es sind aber auch entsprechend viele Frauen in Führungspositionen.“

Das größte Problem des Pflegeberufs bestehe in der fehlenden Wertschätzung. Roggenkemper: „Wenn die Pflege auf Halbwahrheiten über schlechte Bezahlung, Personalmangel und Stress reduziert wird, dann muss sich niemand wundern, wenn es wenige Bewerber für den Pflegeberuf gibt.“

Einen ganz praktischen Einblick in die Arbeitsfelder erhielten die Lehrerinnen und Lehrer auch durch Führungen von Auszubildenden in der Alten- und Krankenpflege.

Hintergrund I: Kein Abschluss ohne Anschluss
Hintergrund der beruflichen Orientierung ist das ESF-geförderte Landesprogramm „KAoA – Kein Abschluss ohne Anschluss“, das jedem jungen Menschen Berufsorientierungselemente wie Potenzialanalysen, Berufsfelderkundungen, (Langzeit-) Praktika sowie Kurse bei Bildungsträgern bietet. Weiterführende Informationen unter www.mags.nrw/uebergang-schule-beruf-startseite oder bei der Kommunalen Koordinierungsstelle für den Übergang Schule-Beruf im Kreis Warendorf, Tel. 02581/ 5340-45; E-Mail: koko@kreis-warendorf.de.

Hintergrund II: Generalistische Ausbildung in der Pflege
Im Jahr 2020 soll sie kommen: die generalistische Ausbildung für Kranken-, Kinderkranken- und Altenpfleger. Zwei Jahre lernen alle gemeinsam die Grundlagen des Pflegeberufs, erst im dritten Jahr erfolgt eine Schwerpunktwahl. Positiv an dem Entwurf ist die europaweite Anerkennung dieser Pflegeausbildung, die den Pflegenden mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht. Sorge besteht allerdings, ob sich in diesem Ausbildungsmodell genügend junge Menschen für die Altenpflege entscheiden werden. Zudem ist aktuell noch unklar, ob es ab 2020 noch das Berufsbild Pflegehelfer/in geben wird. Wer die Pflegeausbildung nicht schafft, ist deshalb nicht automatisch Kranken- oder Altenpflegehelfer/in und steht im schlimmsten Fall ganz ohne Berufsabschluss da.
Aktuell sind die Leitungen der Krankenpflegeschulen und Fachseminare für die Altenpflege noch unschlüssig, wie sie die Generalistik umsetzen, informierte Monika Lückener, Leiterin des Edith-Stein-Kollegs.