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Rubrik: Sonstiges

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Sonstiges

Vom Bergmann zum Archivar – ein Lebenslauf im Zeichen des Strukturwandels

Blickt auf viele interessante berufliche Stationen zurück: Ludger Pohlplatz (rechts). Der Ahlener ist Mitarbeiter im Kreisarchiv Warendorf. Er war zunächst Kfz-Mechaniker, dann Bergmann auf der Zeche Westfalen, bevor er zum Kreis Warendorf wechselte. Links im Bild der Leiter des Kreisarchivs, Dr. Knut Langewand. – (Foto: Kreis Warendorf).

Vom Bergmann zum Archivar – ein Lebenslauf im Zeichen des Strukturwandels

Kreis Warendorf - Seinen weißen Helm mit Namensaufschrift hält Ludger Pohlplatz in Ehren. Er erinnert ihn an fast zwei Jahrzehnte als Bergmann auf der Zeche Westfalen in Ahlen. Für Pohlplatz und Tausende weitere ehemalige Kumpel ist diese Zeit längst vorbei – doch die Erinnerung an die Arbeit unter Tage und an die ganz eigene Welt der Zeche ist für den gebürtigen Ahlener lebendig wie eh und je. Zumal er sich jetzt beruflich darum kümmert, Dokumente und andere Zeugnisse aus der Vergangenheit für die Nachwelt zu erhalten. Denn der frühere Bergmann arbeitet als Archivar. Seine berufliche Laufbahn führte ihn 1996 zum Kreis Warendorf, wo er mittlerweile im Kreisarchiv arbeitet.

So ungewöhnlich der Lebenslauf des 59-Jährigen auch ist, so spiegelt er gleichzeitig den Strukturwandel in der größten Stadt des Kreises Warendorf. Die Zechenstadt musste sich um die Jahrtausendwende neu orientierten und steht deshalb noch heute vor großen Herausforderungen. Und Ludger Pohlplatz hat diesen Wandel gut geschafft: „Die Arbeit unter Tage war anstrengend, aber abwechslungsreich und gut bezahlt. Im Kreisarchiv habe ich eine ganz andere, ebenfalls interessante Aufgabe gefunden“, fasst er seine berufliche Entwicklung knapp zusammen. Geholfen hat ihm damals wie heute der Wille, sich immer wieder fortzubilden und neue Herausforderungen anzunehmen.

Schon kurz nach seiner erfolgreichen Ausbildung zum Kfz-Mechaniker wechselte Ludger Pohlplatz 1977 auf die Zeche Westfalen. „Mein Bruder, der schon auf der Zeche war, kam früher und geduscht nach Hause und hatte mehr Geld in der Lohntüte, während ich dreckig und später von der Arbeit kam“, erklärt er den Wechsel. Als Schlosser unter Tage reparierte er Diesel-Lokomotiven und Seile am Sessellift, der Material und Bergleute zwischen unterschiedlich tief gelegenen Sohlen transportierte. Schon nach drei Jahren übernahm er eine Steiger-Vertretung und begann 1983 mit einer einjährigen Zusatzausbildung zum Fördermaschinisten. Es folgte der Wechsel vom Arbeiter- ins Angestelltenverhältnis. „Ab da hatte ich einen ganz anderen Status, statt Stundenlohn gab es ein festes Monatsgehalt“, so Pohlplatz. Mit einer Fortbildung zum staatlich geprüften Kesselwärter 1992/93 stellte er dann die Weichen Richtung Zukunft – mit Chancen auf einen Job zum Beispiel in einem Kraftwerk. Denn der Niedergang des Bergbaus war in vollem Gange. Doch zunächst erzeugte Ludger Pohlplatz in der Maschinenzentrale Druckluft für unter Tage, sorgte für die Wasseraufbereitung und die Grubenlüftung.

Doch als der Schließungstermin der Zeche Westfalen im Jahr 2000 feststand, orientiere sich Ludger Pohlplatz beruflich neu – anders als zunächst gedacht. 1996 begann er beim Kreis Warendorf eine Ausbildung zum Messgehilfen im Vermessungs- und Katasteramt, wo er bis 2003 tätig war. Nach einer Herzerkrankung wurde er dann als Geschwindigkeitsüberwacher eingesetzt. Als er wegen einer erneuten Erkrankung keinen Außendienst mehr leisten konnte, bot ihm der Kreis 2011 an, einen Grundlehrgang im Archivwesen beim LWL-Archivamt in Münster zu machen. Es folgten zwei weitere Lehrgänge in Marburg. Im Kreisarchiv begann er zunächst mit einfachen Tätigkeiten wie der Aufbereitung und „Entmetallisierung“ von Dokumenten. Unzählige im Bestand vorhandene Fotos machte er durch Beschreibungen und ein Verzeichnis für Archivbenutzer auffindbar. Zu seinen Aufgaben gehört jetzt auch die Betreuung der Benutzer, die auf der Suche nach bestimmten Dokumenten ins Kreisarchiv kommen. „Ludger Pohlplatz ist für uns ein wichtiger Mitarbeiter. Er ist immer offen für Neues und stets bereit, sich fortzubilden“, sagt der Leiter des Kreisarchivs, Dr. Knut Langewand. Er möchte Pohlplatz in seinem Team nicht missen.

Das Kreisarchiv übernimmt für Ahlen auch die Aufgabe des Stadtarchivs – ebenso wie für elf weitere Städte und Gemeinden im Kreis Warendorf ist es also das kommunale Gedächtnis. Es sichert und erschließt nicht nur wichtige Dokumente aus Verwaltung und Kommunalpolitik, sondern auch aus dem Vereinsleben und dem Alltag der Menschen.

Und an die Zeit des Steinkohlebergbaus, die Ahlen und Umgebung im letzten Jahrhundert geprägt hat, erinnern natürlich auch im Kreisarchiv einige Dokumente– zum Beispiel die Fotosammlung der schon geschlossenen Zeche Westfalen. „Ich habe gerne auf der Zeche gearbeitet. Es war eine gute Zeit, die Kohle aus Ahlen war begehrt. Wir haben sogar den Rohstoff für Kohletabletten für Bayer geliefert, weil die Koks-Qualität so gut war“, blickt Ludger Pohlplatz zurück auf knapp 20 Jahre als Bergmann. „Meine jetzige Arbeit im Kreisarchiv ist etwas völlig Anderes – doch sie macht mir ebenfalls großen Spaß.“