Rubrik: Tiere & Tiernahrung

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Tiere & Tiernahrung

Gänsegeier-Nachwuchs aus dem Allwetterzoo wird erneut im bulgarischen Balkangebirge ausgewildert

Foto: Allwetterzoo Münster

Gänsegeier-Nachwuchs aus dem Allwetterzoo wird erneut im bulgarischen Balkangebirge ausgewildert

Gleich zwei Küken, ein männlicher und ein weiblicher Vogel, sind in diesem Jahr im Allwetterzoo Münster bei den Gänsegeiern geschlüpft. Der weibliche Greifvogel bleibt im Allwetterzoo, der männliche hat Münster bereits am Sonntag, 22. Oktober, in Richtung Bulgarien verlassen. Dort wird er im Rahmen eines Auswilderungsprojektes auf ein neues Leben vorbereitet. Noch ahnt der Jungvogel nicht, dass er in einigen Monaten auf sich gestellt sein wird und sein Fressen selbst suchen muss; denn er wird im bulgarischen Balkangebirge ausgewildert. Allwetterzoo-Kurator Dr. Dirk Wewers, der den Transport erstmalig begleitet hat, freut sich, dass es dieses Projekt gibt: „Die Auswilderung im Zoo geborener Tiere ist ein besonderes Highlight! Wir bringen einen weiteren Gänsegeier in ein Gebiet zurück, in dem diese Art im vergangenen Jahrhundert ausgerottet wurde.“ Bereits acht Vögel hat der Allwetterzoo seit 2011 erfolgreich an das Auswilderungsprojekt abgegeben. Die Nachzucht aus 2017 ist somit der neunte Geier, der Münster in Richtung Bulgarien verlassen hat.

Der Junggeier wurde in eine große, für den Transport per Flugzeug geeignete Box gesetzt, und mit einem Kleintrans­porter von Münster zum Frankfurter Flughafen gefahren. Mit den notwendigen behördlichen Genehmigungen ausgestattet, ging es von dort per Flieger via Sofia nach Stara Zagora und in die Auswilderungsstation. Dort gewöhnt sich der Gänsegeier zunächst in einer Voliere an seine neue Heimat. Nach einigen Monaten wird er mit einem Sender ausgestattet in die Natur entlassen, aber an einem Futterplatz weiterhin versorgt. Im Rahmen des wissenschaftlich begleiteten Projektes gibt es regelmäßige Fütterungen für die schon freilebenden Geier.

Geier sind „Gesundheitspolizisten“
Gänsegeier fressen wie alle anderen Geier fast ausschließlich tote Tiere, im Zoo wie in der Natur. Die großen Vögel waren lange Zeit als „Gesundheitspolizisten“ gern gesehen. Kein Aas blieb in ihrem Gebiet liegen und die Ausbreitung von Seuchen wurde so verhindert. Doch die Menschen sahen auch in den Geiern Nahrungskonkurrenten und rotteten sie aus. Sie sorgten dafür, dass Viehkadaver nicht liegen blieben oder legten gar vergiftete Köder aus. Heute brüten die meisten Gänsegeier Europas in Spanien. Doch auch dort wird das Leben für die Geier schwerer, denn aufgrund der tierseuchenhygienischen EU-Verordnungen dürfen Tierschützer keine Kadaver mehr für die Vögel auslegen.

Geier-Auswilderungsprojekt in Bulgarien
Das Geier-Projekt startete erstmals im Jahr 2010. Es wird in Zusammenarbeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und der Stiftung zum Schutz der Geier gemeinsam mit den bulgarischen Naturschutzorganisationen Green Balkans und Fund for Wild Flora and Fauna organisiert und finanziert. Im Jahr 2015 wurde das erste Geierjungtier von ausgewilderten Vögeln aufgezogen und auch in 2016 ging der Bruterfolg in der freien Wildbahn weiter. Geier-Nachzuchten aus dem Allwetterzoo Münster werden seit 2011 erfolgreich im bulgarischen Projekt ausgewildert.

Geier-Schutz im Allwetterzoo Münster
Seit März 2016 informiert der Allwetterzoo seine Besucher in einer interaktiven Ausstellung „Geier-Restau­rant“ zum Thema Geier und Geierschutz. Die Auswilderung, der im Zoo geschlüpften Geier-Jungtiere in das Projekt in Bulgarien wird dort ebenso thematisiert wie die Artenschutzarbeit des Zoos in Kambodscha, wo ein Geierrestaurant betrieben wird, das mittlerweile von zahlreichen Vögeln besucht wird. Das Besondere an der Ausstellung ist die Nähe zu den im Allwetterzoo lebenden Mönchs- und Gänsegeiern. Diese kann der Besucher nämlich durch Fenster im Ausstellungsraum beobachten, da sie in einer Voliere direkt neben dem „Geier- Restaurant“ untergebracht sind.

Mehr zum Projekt auf www.greenbalkans.org und zum Allwetterzoo auf www.allwetterzoo.de